Dienstag, 3. April 2018

Zollfreie Zonen

In Europa gibt es immer noch einige, wenige Gebiete, in denen Zoll und Steuern niedriger sind als im restlichen Europa oder auch gar nicht erhoben werden. Lohnende Ein­käu­fe in den zoll­freien Zonen sind häufig Benzin, Spi­ri­tuosen, Kaffee, Ta­bak­waren, Parfüm, Uhren, Schmuck und an­de­re Luxusartikel. Die Er­spar­nis liegt etwa zwischen 15% und 25%. Das Wa­ren­angebot ist von diversen Faktoren abhängig, u.a. der geo­graphischen Lage. Die Orte in Kürze:
Ǻland-Inseln * Politisch zu Finnland gehörend, besitzen die schwedischsprachigen Insel­be­woh­­ner weitgehende Selbstverwaltungsrechte und eine Zollgrenze zur sie umgebenden EU, wodurch der zollfreie Einkauf möglich ist. Fährschiffe zwischen Schweden und Finnland legen häufig einen Zwischenstopp in Mariehamn ein, um den zollfreien Einkauf an Bord zu ermöglichen. Die Preise sind eigentlich nur für Skandinavier günstig.
Andorra * Das Fürstentum in den Pyrenäen mit gleich zwei Staatsoberhäuptern erhebt auf seine Waren lediglich 4.5% Mehrwertsteuer. Wintersportler besuchen gerne das Land und seine Duty Free Shops. Vor allem Benzin und Diesel sind hier unschlagbar preiswert.
Gibraltar * Politisch zu Großbritannien gehörig, ist der Felsen an der Südspitze Spaniens kein Teil des EU-Zollgebietes und erhebt derzeit keine Mehrwertsteuer. Tanken lohnt sich aller­dings nicht mehr. Wer mit dem Auto kommt, sollte dieses vor der Grenze auf dem Parkplatz abstellen (ev. kostenpflichtig; www.visitgibraltar.gi).
Helgoland * Deutschlands einzige Hochseeinsel gehört nicht zum Zollgebiet der EU und er­mög­licht somit den zoll- und steuerfreien Einkauf. Allerdings sollte man nicht die Fahrtkosten für die Schiffspassage vergessen, die mit etwa € 40 pro Person ordentlich ins Gewicht fallen. Damit sich ein Einkaufstripp lohnt, müsste man seine Freimengen bis zum Äußersten aus­nutzen. Die meisten Händler nehmen Vorbestellungen via Internet an und der Kunde braucht dann die Ware nur noch abzuholen (www.zollfrei.info). Sportbootkapitäne und Sportflieger kommen gerne zum Tanken, denn auch Treibstoff ist hier günstig.
Livigno * Im Winter ist das Tal von Livigno oft nur über einen gebührenpflichtigen Tunnel von der Schweiz aus zu erreichen; erst seit ein paar Jahren wird der Passo di Foscagno im Winter geräumt. Im Sommer gibt es auch eine Straße zum Berninapass. Beliebt ist der Ort vor allem bei Wintersportlern und natürlich bei Schnäppchenjägern. Eine Mehrwertsteuer wird nicht erhoben, lediglich eine geringfügige Gemeindesteuer. Vor allem Benzin und Diesel sind preislich nicht zu unterbieten (Info unter www.prezzibenzina.it), aber auch Spirituosen und alle anderen Waren.
Russische Grenze zu Estland, Finnland und Norwegen * An den russisch-finnischen Grenzübergängen Brusnichnoye und Torfyanovka, am russisch-norwegischen Grenzübergang Murmansk und am russisch-estnischen Grenzübergang Ivangorod existieren Duty Free Läden mit dem üblichen Warenangebot. Leider sind sie nur für Reisende mit Russland-Visum zugänglich.
Rumänien * An allen größeren Grenzübergängen zu Moldawien gibt es Duty Free Läden.
Samnaun * Lohnende Einkäufe in dem beliebten Wintersportort sind Zigarren, hochwertige Spirituosen, Kosmetik, Schmuck, Lebensmittel und Parfüm, allerdings wird die schwei­ze­ri­sche Mehrwertsteuer in Höhe von 8% (ermäßigt 3,6% und 2,5% auf Lebensmittel) erhoben. Tan­ken lohnt sich aber auf jeden Fall. Tipp: Bei Einkäufen ab SFr. 300,- kann die Mehr­wert­steu­er erstattet werden.
Es soll sogar Schnäppchenjäger geben, die ihr Urlaubsquartier nördlich der Samnauner Berge in Ischgl im österreichischen Paznauntal aufschlagen und von dort einmal täglich mit den Luft­seilbahnen nach Samnaun zum Einkaufen fahren. Mit der Silvrettacard zum Preis von € 50,50 (Stand 2012) ist die Benutzung der Seilbahnen Ischgl – Viderjoch – Samnaun fünf Tage lang kostenfrei. Die Fahrtdauer liegt bei etwas über einer halben Stunde. Praktischerweise gibt es schon an der Seilbahnstation Einkaufsläden. Unter täglicher Ausnutzung der erlaubten Freimengen lässt sich solcherart bei einen einwöchigen Skiurlaub der eigene Spirituosen- und Tabakwarenvorrat erheblich aufstocken.
San Marino * Die älteste bestehende Republik der Welt auf dem Monte Titano erhebt kaum Steuern. Günstig ist u.a. Schmuck, es gibt zahlreiche Juweliergeschäfte. Viele Gäste kommen als Tagesausflügler aus dem nahen Rimini. Neben Zollfreiwaren werden auch im Lande gefertigte Handwerksprodukte angeboten. Tanken ist leider nur ein klein wenig preisgünstiger als in Italien (Info unter www.prezzibenzina.it).
Türkei * An den Grenzübergängen der Europastraßen E80 und E87 nach Bulgarien und der E84 nach Griechenland findet man Duty Free Einkaufsmöglichkeiten. 
Ukraine * An den Grenzübergängen Barabás, Beregsurány und Záhony (E573) nach Ungarn und am Grenzübergang der E50 in die Slowakei bei Uschgorod gibt es Duty Free Läden.
Kanarische Inseln * Auf der bei Urlaubern sehr beliebten Inselgruppe vor der afrikanischen Küste wird anstelle der üblichen spanischen Mehrwertsteuer eine Inselsteuer auf Waren und Dienstleistungen von lediglich 5% erhoben. Auf den internationalen Flughäfen gibt es über­dies Duty Free Läden. Die Inseln sind zwar spanisches Staatsgebiet, gehören aber nicht zum Zollgebiet der EU. Es gelten also die Freimengen wie für Reisende aus Nicht-EU-Ländern.
Weniger bedeutend sind diverse außereuropäische Gegenden, die nur politisch zur EU ge­hören, nicht aber zolltechnisch, z.B. die spanischen Enklaven in Nordafrika Ceuta und Melilla und einige französische Überseedepartements. Die Kanaren, Livigno und Hel­go­land sind so­ge­nann­te steuerliche EU-Sonder­gebiete. Es gelten Ein­fuhr­be­stim­mun­gen in die EU als wenn man von einem Nicht-EU-Land kommt, d.h. alles was man dort kauft, muss verzollt werden, wo­bei die üblichen Frei­men­gen gelten.
Wenn Sie nach Livigno, Samnaun oder And­or­ra mit dem Auto fahren, sehen Sie zu, dass der Tank bei der Ankunft fast leer ist - Benzin und Diesel sind dort unschlagbar günstig. Gleiches gilt, wenn sie mit einem Sportboot oder Kleinflugzeug z.B. nach Helgoland oder auf die Kanarischen Inseln reisen.

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