Durch unterschiedliche Steuersätze
in den einzelnen (EU-)Ländern kann sich auch der Einkauf in
einem benachbarten (EU-)Land lohnen; allerdings nur, wenn man ohnehin
vor Ort ist. Extra zum Einkaufen irgendwo hin zu fahren lohnt sich
generell nicht. Im übrigen sollte man die Preise sorgfältig
vergleichen. Suchen sie auch nach sog. Grenzmärkten; deren Angebot
ist praktisch immer auf Einkäufer aus dem Nachbarland abgestimmt.
Das funktioniert übrigens in beide Richtungen: Vor allem an der
Grenze zu Dänemark (und im Seehafen Rostock) findet man auf
deutscher Seite Märkte, deren Warenangebot sich an den Bedürfnissen
der skandinavischen Kundschaft orientiert, während die
Geschäfte jenseits der belgischen Grenze auf deutsche Kunden warten.
Entlang der Grenze Tschechiens zur BRD und zu Österreich
existieren zahlreiche ehemalige Duty Free Shops, die nach
dem EU-Beitritt Tschechiens zu Grenzmärkten umgewandelt
wurden (Infos unter www.travel-free.cz).
Benzin und
Diesel *
wird in Luxemburg, Polen und Tschechien teilweise deutlich niedriger
besteuert als in der Schweiz und der BRD. In Österreich
und auf dem Balkan sind die Preise u.U. ebenfalls günstig.
Tankstellen in Grenznähe zur BRD oder Schweiz sind im Regelfall
etwas teurer als solche ein paar Kilometer weiter
landeinwärts. Unverschämt teuer ist der Treibstoff in
Skandinavien, Großbritannien, Italien und der Türkei. Im
Internet gibt es diverse Infoseiten mit den aktuellen
Benzinpreisen in Europa, u.a. benzinpreis.de und bei Wikipedia
empfiehlt sich der Eintrag „Tanktourismus“.
Kaffee *
ist wegen der Kaffeesteuer theoretisch überall preiswerter als in
der BRD, in der Praxis gilt das seltsamerweise aber nicht.
Günstig ist Kaffee vor allem in den Grenzmärkten
Belgiens, Luxemburgs, der Niederlande und Tschechiens, sowie in
Österreich (dort aber leider nur wenig Auswahl), und
gelegentlich auch in der Schweiz, in Frankreich und Spanien. In
Dänemark ist der Kaffeepreis in etwa auf demselben Niveau
wie in der BRD. Hochpreisig ist Kaffee in Norwegen, Finnland,
Italien, Portugal und Großbritannien.
Zigaretten *
sind in Süd- und Osteuropa meistens geringfügig billiger als
in der BRD und der Schweiz. In Belgien und Luxemburg ist
der Preis pro Packung ca. 10 Cent niedriger als in der BRD und 70-80
Cent unter dem Preis in der Schweiz. In Skandinavien (außer
Dänemark), Großbritannien, Irland und Frankreich liegen die Preise
teilweise weit über dem deutschen und schweizerischen Niveau.
Schaumwein *
kann außerhalb der BRD und Österreichs wegen der
Schaumweinsteuer geringfügig billiger sein (außer vor
allem in Großbritannien oder Skandinavien), besonders
französischer Champagner mit mehr als 6 Volumenprozent. In
einigen Supermärkten entlang der deutsch-belgischen Grenze ist die
Auswahl zudem beachtlich.
Spirituosen *
sind in Luxemburg etwas günstiger als in der BRD, vor allem in den
Grenzmärkten, und in der Slowakei etwas
günstiger als in Österreich. Extra hinfahren lohnt sich aber nicht.
Alkopops gibt es günstiger in Belgien und diversen anderen
Nachbarländern, außer Frankreich, Dänemark und der Schweiz.
Bier *
ist in einigen EU-Ländern geringfügig günstiger, als in der BRD,
z.B. in Belgien, den Niederlanden und Rumänien. In die BRD
dürfen aus EU-Ländern 110 Liter Bier für den Eigenbedarf
zollfrei eingeführt werden, aus Nicht-EU-Ländern 16 Liter.
Tee und Süßwaren *
unterliegen in den meisten Ländern (außer Skandinavien) lediglich
einer ermäßigten Mehrwert- oder Umsatzsteuer von oft weit
unter 10% (Schweiz 2,5%), sodass das Sparpotential eher gering ist.
Hier kann man nur Geld sparen, wenn man dort einkauft, wo die
Mehrwertsteuer niedriger als im Heimatland ist oder man
sich diese erstatten lassen kann. Oft erhält man in einem Land
jedoch Sorten, die man Zuhause nicht bekommen kann, was einen Einkauf
dann wieder interessant macht.
Milch und Fleisch *
sind in der EU wesentlich günstiger, als in der Schweiz,
Liechtenstein und in Norwegen. Bürger dieser Länder können sich in
der EU überdies die Mehrwertsteuer, wie bereits beschrieben,
erstatten lassen.
Zwei andere Argumente, die für einen Einkauf im
benachbarten Ausland sprechen, sind die Öffnungszeiten an Sonn- und
Feiertagen und die Verfügbarkeit von pfandfreien
Erfrischungsgetränken. Vor allem die Ladenöffnungszeiten
werden im europäischen Ausland oft großzügiger
gehandhabt, als in der BRD, wo an Sonn- und Feiertagen nur Zeitungen,
einige Lebensmittel und Blumen verkauft werden, bzw. nur
Geschäfte an Tankstellen, Raststätten, Autohöfen,
Bahnhöfen oder Flughäfen geöffnet haben.
Dänemark
* Nur geringfügige
Beschränkungen; kleine Läden haben meist auch Sonntags geöffnet.
Pfand 1-3 DKK.
Polen *
Nur geringfügige Beschränkungen; meistens sind kleinere Läden auch
Sonntags geöffnet. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Tschechien
* Einige Geschäfte
und Supermärkte haben auch Sonntags geöffnet. Es gibt auch
pfandfreie Getränke. Infos unter www.travel-free.cz.
Österreich
* Immer mehr
Supermärkte haben Sonntags mindestens von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr
geöffnet. Es gibt pfandfreie Getränke.
Schweiz *
Kantonal verschieden und abhängig vom Arbeitsrecht, aber kleinere
Geschäfte (Coop Pronto, Migrolino, Avec) haben fast immer auch
Sonntags geöffnet. Es gibt pfandfreie Getränke.
Frankreich
* Nur kleinere
Läden haben Sonntags geöffnet. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Luxemburg
* Sonntags haben
kleinere Läden oft am Vormittag geöffnet, vor allem in den
Grenzgebieten. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Wolter's Discount Grenztankstelle in Wasserbillig hat auch
Sonntags durchgehend geöffnet und einkaufen kann man dort ebenfalls.
Belgien *
Läden in Grenznähe haben oft auch Sonn- und Feiertags geöffnet,
z.B. der Ardenner Grenzmarkt bei Losheim oder der Mipri
Grenzmarkt in Lichtenbusch. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Niederlande
* Die Gemeinde
kann die Sonntagsöffnung erlauben, z.B. in Venlo („Die
2 Brüder von Venlo“). Dosen und Flaschen
unter 1 Liter (außer Bier) sind pfandfrei.
Für Österreich kommen
die folgenden Nachbarländer hinzu:
Slowakei *
Sonntags geöffnet, Pfandsystem nicht bekannt.
Ungarn *
Sonntags meist 10-14 Uhr geöffnet, Pfandsystem nicht bekannt.
Slowenien
* Einige Geschäfte
haben Sonn- und Feiertags von 9-13 Uhr geöffnet. Pfandsystem
nicht bekannt.
Italien *
nur Bäckereien haben Sonntags geöffnet. Es gibt auch pfandfreie
Getränke.
Liechtenstein
* Einige Geschäfte
und Supermärkte haben auch Sonntags geöffnet, u.a. Migros,
Denner und Coop in Schaan. Es gibt pfandfreie Getränke.
Die o.g. Ausführungen
beschreiben die Situation vor allem aus Sicht eines Deutschen. Im
folgenden sei die Sichtweise der Schweizer, Liechtensteiner
und Österreicher zusammenfassend präsentiert.
Aus der Warte eines Schweizers oder Liechtensteiners
gibt es die folgenden Möglichkeiten zum zoll- und steuerfreien
Einkauf. Zunächst besteht die Möglichkeit bei Auslandsflugreisen
auf den Flughäfen Bern, Genf, Lugano und Zürich im Duty Free
einzukaufen, meist auch bei der Ankunft. Dann gibt es gleich zwei
zollfreie Zonen, die unmittelbar an das schweizerische Zollgebiet
grenzen: Samnaun und Livigno. Zu guter letzt besteht die Möglichkeit
sich bei Einkäufen im EU-Ausland die Mehrwertsteuer
erstatten zu lassen, was die schweizerische Firma Global Blue
mit ihrer Aldi-Kundenkarte zur Perfektion getrieben hat. Vor allem
Fleisch und Milch sind bei den eidgenössischen Kunden sehr beliebt,
bevorzugte Einkaufsziele sind der Schwarzwald, Konstanz und
Vorarlberg, für die Romands auch die deren Sprachgebieten
benachbarten Grenzorte, insbesondere Mailand. Im übrigen
sind die Treibstoffpreise in Österreich günstiger, sodass sich
ein kurzer Tanktrip nach Vorarlberg lohnen kann. Auch Zigaretten
sind dort geringfügig preiswerter als in der Schweiz und deutlich
preiswerter als in Liechtenstein. Einkaufen an Sonn- und
Feiertagen geht in den Nachbarländern der Schweiz im
Allgemeinen nicht, mit Ausnahme von Liechtenstein,
Livigno und dem Zollausschlussgebiet Samnaun, wo die
Öffnungszeiten liberal gehandhabt werden.
Aus der Sicht eines
Österreichers, stellt sich die Situation folgendermaßen dar:
Österreicher können auf Flug- oder Seereisen nur zollfrei
einkaufen, wenn sie dabei die EU verlassen. Das geschieht u.a.
bei Flügen nach Übersee, Osteuropa, Asien oder in den
Mittelmeerraum. Wer von Wien nach Vorarlberg mit dem Flugzeug reist
und dabei den Flughafen St. Gallen-Altenrhein wählt (es gibt
werktäglich mehrere Flüge und einen Buszubringer nach Bregenz und
Dornbirn), der zwar nahe der österreichischen Grenze
aber auf schweizerischen Territorium liegt, kann in Wien in den
üblichen Travel Value Läden einkaufen (Freimengen beachten), die
aber nicht wirklich eine Preisersparnis bieten. Lediglich bei
Tabakwaren kann sich der Einkauf noch lohnen, erhalten
Passagiere ins Nicht-EU-Ausland doch einen Rabatt von bis zu 20% (auf
jeden Fall sollte man im Wiener Travel Value Laden danach fragen).
Beim Einkauf in einem Nicht-EU-Land, wie z.B. der Schweiz, können
sich Österreicher die dort bezahlte Mehrwertsteuer nach dem
bekannten Verfahren erstatten lassen. An der Grenze zu Tirol
befindet sich die zollfreie Zone Samnaun; Livigno
liegt etwas weiter weg. Dort sind Benzin und Diesel deutlich
günstiger als in Österreich, ansonsten ist Benzin in Ungarn und
Diesel in Tschechien ein klein wenig preiswerter. Aufgrund
der hohen Mehrwertsteuer in Österreich könnte sich
eventuell der Einkauf von Lebensmitteln und Verbrauchsgütern
in Deutschland, Slowenien, Italien oder der Schweiz lohnen, aber das
muss individuell entschieden werden. Tabakwaren sind in der Slowakei,
Tschechien und Slowenien etwa 30% billiger, in Ungarn liegt die
Ersparnis bei ca. 20%. Von Wien nach Bratislawa sind es etwa 65 km;
eine ideale Entfernung für einen Sonntagsausflug. Der
Einkauf an Sonn- und Feiertagen ist in den folgenden
Nachbarländern möglich: Tschechien, Slowakei,
Ungarn, Slowenien, Liechtenstein und in einigen Gegenden der Schweiz
(u.a. Samnaun).
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