Dienstag, 3. April 2018

Sonstige Einkaufsmöglichkeiten

Durch unterschiedliche Steuersätze in den einzelnen (EU-)Ländern kann sich auch der Ein­kauf in einem benachbarten (EU-)Land lohnen; allerdings nur, wenn man ohnehin vor Ort ist. Extra zum Einkaufen irgendwo hin zu fahren lohnt sich generell nicht. Im übrigen sollte man die Preise sorgfältig vergleichen. Suchen sie auch nach sog. Grenzmärkten; deren Angebot ist praktisch immer auf Einkäufer aus dem Nachbarland abgestimmt. Das funktioniert übrigens in beide Richtungen: Vor allem an der Grenze zu Dänemark (und im Seehafen Rostock) fin­det man auf deutscher Seite Märkte, deren Warenangebot sich an den Bedürfnissen der skan­di­navischen Kundschaft orientiert, während die Geschäfte jenseits der belgischen Grenze auf deutsche Kunden warten. Entlang der Grenze Tschechiens zur BRD und zu Österreich exi­stie­ren zahlreiche ehemalige Duty Free Shops, die nach dem EU-Beitritt Tschechiens zu Grenz­märk­ten umgewandelt wurden (Infos unter www.travel-free.cz).
Benzin und Diesel * wird in Luxemburg, Polen und Tschechien teilweise deutlich niedriger be­­steuert als in der Schweiz und der BRD. In Österreich und auf dem Balkan sind die Preise u.U. ebenfalls günstig. Tankstellen in Grenznähe zur BRD oder Schweiz sind im Regelfall et­was teurer als solche ein paar Kilo­me­ter weiter landeinwärts. Unverschämt teuer ist der Treib­stoff in Skandinavien, Groß­britan­nien, Italien und der Türkei. Im Internet gibt es diverse Info­seiten mit den aktuellen Benzinpreisen in Europa, u.a. benzinpreis.de und bei Wikipedia em­pfiehlt sich der Eintrag „Tanktourismus“.
Kaffee * ist wegen der Kaffeesteuer theoretisch überall preiswerter als in der BRD, in der Pra­­xis gilt das seltsamerweise aber nicht. Günstig ist Kaffee vor allem in den Grenz­märk­ten Bel­giens, Luxemburgs, der Niederlande und Tschechiens, sowie in Österreich (dort aber lei­der nur wenig Auswahl), und gelegent­lich auch in der Schweiz, in Frankreich und Spanien. In Dä­ne­mark ist der Kaffeepreis in etwa auf demselben Niveau wie in der BRD. Hochpreisig ist Kaf­fee in Norwegen, Finnland, Italien, Portugal und Großbritannien.
Zigaretten * sind in Süd- und Osteuropa meistens geringfügig billiger als in der BRD und der Schweiz. In Belgien und Lu­xem­burg ist der Preis pro Packung ca. 10 Cent niedriger als in der BRD und 70-80 Cent unter dem Preis in der Schweiz. In Skandinavien (außer Dänemark), Großbritannien, Irland und Frankreich liegen die Preise teilweise weit über dem deutschen und schweizerischen Niveau.
Schaumwein * kann außerhalb der BRD und Österreichs wegen der Schaumweinsteuer ge­ring­fügig billiger sein (außer vor allem in Großbritannien oder Skandinavien), besonders fran­zö­sischer Champagner mit mehr als 6 Volumenprozent. In einigen Supermärkten entlang der deutsch-belgischen Grenze ist die Auswahl zudem beachtlich.
Spirituosen * sind in Luxemburg etwas günstiger als in der BRD, vor allem in den Grenz­märk­­­ten, und in der Slowakei etwas günstiger als in Österreich. Extra hinfahren lohnt sich aber nicht. Alkopops gibt es günstiger in Belgien und diversen anderen Nachbarländern, außer Frankreich, Dänemark und der Schweiz.
Bier * ist in einigen EU-Ländern geringfügig günstiger, als in der BRD, z.B. in Belgien, den Nie­­derlanden und Rumänien. In die BRD dürfen aus EU-Ländern 110 Liter Bier für den Eigen­bedarf zollfrei eingeführt werden, aus Nicht-EU-Ländern 16 Liter.
Tee und Süßwaren * unterliegen in den meisten Ländern (außer Skandinavien) lediglich einer ermäßigten Mehr­wert- oder Umsatzsteuer von oft weit unter 10% (Schweiz 2,5%), sodass das Sparpotential eher gering ist. Hier kann man nur Geld sparen, wenn man dort einkauft, wo die Mehr­wert­steuer niedriger als im Heimatland ist oder man sich diese erstatten lassen kann. Oft erhält man in einem Land jedoch Sorten, die man Zuhause nicht bekommen kann, was einen Einkauf dann wieder interessant macht.
Milch und Fleisch * sind in der EU wesentlich günstiger, als in der Schweiz, Liechtenstein und in Norwegen. Bürger dieser Länder können sich in der EU überdies die Mehrwertsteuer, wie bereits beschrieben, erstatten lassen.

Zwei andere Argumente, die für einen Einkauf im benachbarten Ausland sprechen, sind die Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen und die Verfügbarkeit von pfandfreien Erfrischungs­getränken. Vor allem die Ladenöffnungszeiten werden im europäischen Ausland oft groß­zü­gi­ger gehandhabt, als in der BRD, wo an Sonn- und Feiertagen nur Zeitungen, einige Lebens­mit­tel und Blumen verkauft werden, bzw. nur Geschäfte an Tankstellen, Raststätten, Auto­hö­fen, Bahnhöfen oder Flughäfen geöffnet haben.
Dänemark * Nur geringfügige Beschränkungen; kleine Läden haben meist auch Sonntags ge­öff­net. Pfand 1-3 DKK.
Polen * Nur geringfügige Beschränkungen; meistens sind kleinere Läden auch Sonntags ge­öff­net. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Tschechien * Einige Geschäfte und Supermärkte haben auch Sonntags geöffnet. Es gibt auch pfand­freie Getränke. Infos unter www.travel-free.cz.
Österreich * Immer mehr Supermärkte haben Sonntags mindestens von 09:00 Uhr bis 13:00 Uhr geöffnet. Es gibt pfandfreie Getränke.
Schweiz * Kantonal verschieden und abhängig vom Arbeitsrecht, aber kleinere Geschäfte (Coop Pronto, Migrolino, Avec) haben fast immer auch Sonntags geöffnet. Es gibt pfand­freie Ge­tränke.
Frankreich * Nur kleinere Läden haben Sonntags geöffnet. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Luxemburg * Sonntags haben kleinere Läden oft am Vormittag geöffnet, vor allem in den Grenz­­­gebieten. Es gibt auch pfandfreie Getränke. Wolter's Discount Grenztankstelle in Was­ser­billig hat auch Sonntags durchgehend geöffnet und einkaufen kann man dort ebenfalls.
Belgien * Läden in Grenznähe haben oft auch Sonn- und Feiertags geöffnet, z.B. der Arden­ner Grenzmarkt bei Losheim oder der Mipri Grenzmarkt in Lichtenbusch. Es gibt auch pfand­freie Getränke.
Niederlande * Die Gemeinde kann die Sonntagsöffnung erlauben, z.B. in Venlo („Die 2 Brüder von Venlo“). Dosen und Flaschen unter 1 Liter (außer Bier) sind pfandfrei.

Für Österreich kommen die folgenden Nachbarländer hinzu:
Slowakei * Sonntags geöffnet, Pfandsystem nicht bekannt.
Ungarn * Sonntags meist 10-14 Uhr geöffnet, Pfandsystem nicht bekannt.
Slowenien * Einige Geschäfte haben Sonn- und Feiertags von 9-13 Uhr geöffnet. Pfand­sy­stem nicht bekannt.
Italien * nur Bäckereien haben Sonntags geöffnet. Es gibt auch pfandfreie Getränke.
Liechtenstein * Einige Geschäfte und Supermärkte haben auch Sonntags geöffnet, u.a. Mi­gros, Denner und Coop in Schaan. Es gibt pfand­­freie Getränke.

Die o.g. Ausführungen beschreiben die Situation vor allem aus Sicht eines Deutschen. Im fol­gen­den sei die Sichtweise der Schweizer, Liechtensteiner und Österreicher zusammen­fassend präsentiert.
Aus der Warte eines Schweizers oder Liechtensteiners gibt es die folgenden Möglichkeiten zum zoll- und steuerfreien Einkauf. Zunächst besteht die Möglichkeit bei Auslandsflugreisen auf den Flughäfen Bern, Genf, Lugano und Zürich im Duty Free einzukaufen, meist auch bei der Ankunft. Dann gibt es gleich zwei zollfreie Zonen, die unmittelbar an das schweizerische Zoll­gebiet grenzen: Samnaun und Livigno. Zu guter letzt besteht die Möglichkeit sich bei Ein­­käufen im EU-Ausland die Mehrwertsteuer erstatten zu lassen, was die schweizerische Fir­ma Global Blue mit ihrer Aldi-Kundenkarte zur Perfektion getrieben hat. Vor allem Fleisch und Milch sind bei den eidgenössischen Kunden sehr beliebt, bevorzugte Einkaufsziele sind der Schwarzwald, Konstanz und Vorarlberg, für die Romands auch die deren Sprach­ge­bieten be­­nachbarten Grenzorte, insbesondere Mailand. Im übrigen sind die Treibstoffpreise in Öster­reich günstiger, sodass sich ein kurzer Tanktrip nach Vorarlberg lohnen kann. Auch Zi­ga­ret­ten sind dort geringfügig preiswerter als in der Schweiz und deutlich preiswerter als in Liech­ten­stein. Einkaufen an Sonn- und Feier­ta­gen geht in den Nachbarländern der Schweiz im All­ge­meinen nicht, mit Ausnahme von Liech­tenstein, Livigno und dem Zollausschluss­gebiet Sam­naun, wo die Öffnungszeiten liberal gehandhabt werden.
Aus der Sicht eines Österreichers, stellt sich die Situation folgendermaßen dar: Österreicher kön­nen auf Flug- oder Seereisen nur zollfrei einkaufen, wenn sie dabei die EU verlassen. Das ge­schieht u.a. bei Flügen nach Übersee, Osteuropa, Asien oder in den Mittelmeerraum. Wer von Wien nach Vorarlberg mit dem Flugzeug reist und dabei den Flughafen St. Gallen-Alten­rhein wählt (es gibt werktäglich mehrere Flüge und einen Buszubringer nach Bregenz und Dorn­­­birn), der zwar nahe der österreichischen Grenze aber auf schweizerischen Territorium liegt, kann in Wien in den üblichen Travel Value Läden einkaufen (Freimengen beachten), die aber nicht wirklich eine Preisersparnis bieten. Lediglich bei Tabakwaren kann sich der Ein­kauf noch lohnen, erhalten Passagiere ins Nicht-EU-Ausland doch einen Rabatt von bis zu 20% (auf jeden Fall sollte man im Wiener Travel Value Laden danach fragen). Beim Einkauf in einem Nicht-EU-Land, wie z.B. der Schweiz, können sich Österreicher die dort bezahlte Mehr­wertsteuer nach dem bekannten Verfahren erstatten lassen. An der Grenze zu Tirol be­fin­­det sich die zollfreie Zone Samnaun; Livigno liegt etwas weiter weg. Dort sind Benzin und Die­sel deutlich günstiger als in Österreich, ansonsten ist Benzin in Ungarn und Diesel in Tsche­­chien ein klein wenig preiswerter. Aufgrund der hohen Mehr­wert­steuer in Österreich könn­te sich eventuell der Einkauf von Lebensmitteln und Ver­brauchs­­gütern in Deutschland, Slowenien, Italien oder der Schweiz lohnen, aber das muss individuell entschieden werden. Tabakwaren sind in der Slowakei, Tschechien und Slowenien etwa 30% billiger, in Un­garn liegt die Ersparnis bei ca. 20%. Von Wien nach Bratislawa sind es etwa 65 km; eine ideale Ent­fernung für einen Sonn­tags­ausflug. Der Einkauf an Sonn- und Feiertagen ist in den fol­gen­den Nach­bar­ländern mög­lich: Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Liechtenstein und in einigen Gegenden der Schweiz (u.a. Samnaun).

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